Felsensteppe

Frühling 2022

Ich bin den zweiten Frühling mit den Schafen in der Felsensteppe. Es ist stets eine besondere Herausforderung in diesem steilen und trockenen Gelände. Welche Flächen beweidet werden und durch welche Tierart entscheidet der Naturpark Pfyn-Finges. Damit sich die Schafe nicht über das gesamte Gelände verbreiten muss ich teilweise Zäune erstellen, um die Hunde zu entlasten. Der Fels ist extrem rau und die Pfoten der Hunde werden sehr beansprucht. Die Weidefläche ist äusserst unübersichtlich. Daher erleichtern mir die Zäune die Arbeit. Allerdings ist das Zäunen eine echte Herausforderung. Das gesamte Material muss ich tragen und damit teilweise über kleinere Felsabschnitte klettern. Die Jahre in der Rettung und beim Klettern in den Bergen kommen mir sehr zugute.

 

Es ist ein besonderes Projekt. Hier ist die Natur noch wild und unberührt. Die Aussicht ins Tal und die Nähe dazu bietet einen besonderen Kontrast zwischen dem einfachen Leben als Schäferin und der Möglichkeit, im Tal einzukaufen, Restaurant und Freunde zu besuchen.

 

Die letzten Tage waren sehr heiss und trocken! Früh am Morgen ziehe ich mit den Schafen umher und über Mittag gehen wir zurück zur Weide, damit sie Wasser trinken können. Die Hunde und ich brauchen ebenfalls Wasser und Schatten. Auf dieser Talseite kann es schon im Frühling sommerlich heiss sein. Die Sonne scheint von früh bis spät, deshalb ist die Vegetation hier auch besonders. Es fällt eher wenig Regen und kein Wasser fliesst durch diese Gegend. Die Schafe und die Herdenschutzhunde brauchen ca. 200 Liter Wasser im Tag, welches ich jeden Tag mit dem Anhänger zuführe.

 

Die Schafe und ihre Lämmer sind direkt von der Winterwanderweide im Basel-Land mit dem Anhänger hierher gefahren worden. Die Lämmer waren knapp drei Wochen im Stall und sonst immer draussen im frischen Gras. Ich sehe es ihnen an, sie sind lebendig und gesund. Es macht mir Freude zu sehen, wie wohl sich die Schafe hier fühlen. Es hat viele Bäume, wohin sie sich zurückziehen können. Schafe mögen Bäume, das habe ich schon öfters beobachtet. Sie stehen oder liegen gerne in ihrer Nähe. Ich denke, sie spüren die Sicherheit, welche von den Bäumen ausgeht. Die Schafe fühlen sich geerdet.

 

Wie sensibel und feinfühlig Schafe sind kann ich immer genauer beobachten und wahrnehmen. Die Herde reagiert auf Veränderung, Stress und äussere Einflüsse oft mit Krankheiten. Dieses Jahr ist alles viel ruhiger. Die Schafe kennen den Ort und mich.

 

Ich freue mich auf die Alpzeit.

April 2021

Nachdem die Schafe von Mitte März bis Ende Mai die Trockenwiesen gut beweidet haben, wandern wir am frühmorgens in den Pfynwald.

 

Unsere Route führt steil über die Trockenwiese hinunter zur Rhone. Dort führt der Wanderweg Richtung Osten der Rhone entlang bis zur Brücke, welche die beiden Flussufer verbindet. Auf der Strasse ziehen wir westlich Richtung Leuk, vorbei am Golfplatz. Hier kreuzen uns die ersten Autofahrer, welche schon früh zum Golfplatz wollen. Beim Forstgebäude von Leuk biegen wir links ab, wandern durch die Häuser am Restaurant Relais Bayard vorbei und überqueren dann die Kantonsstrasse über den Kreisel Richtung Agarn.

 

Schafe sind neugierig und müssen natürlich den Kreisel erkunden, die Wiesen und Gärten am Wegrand sind auch sehr spannend. Die Arbeit für die Hunde ist sehr intensiv. Teilweise sind die Autofahrer ungeduldig.

 

Vorbei am Camping Gemmi, Richtung Kapelle Pletschen bis unterhalb Buthanbrücke. Dort gibt es einen Übergang über den Illgraben. Kurze Zeit später sind wir am Ziel: auf unserer Freihaltefläche vom Pfynwald.

Die Schafe, die Hunde, die Hirtin und die Helfer sind froh, dass wir das Ziel gut erreicht haben.

 

Beweidung der Felsensteppe

 

Die Walliser Felsensteppe gehört zum Naturpark Pfyn Finges. Sie gehört zu den Trockenwiesen- und Weiden von nationaler Bedeutung. Aufgrund der  Steilheit, der geringen Humusauflage und den vielen Felsen leben hier spezialisierte Tier- und Pflanzen arten. Der Naturpark lässt die Felsensteppe beweiden um Brandgefahr und Verbuschung zu verringern, den einmaligen Lebensraum zu erhalten und die Biodiversität zu erhöhen.

 

Wir sind ein Teil vom Projekt - den wir lieben was wir tun, jeden Tag!